Prüfungsangst – was steckt dahinter?

Viele von euch kennen vielleicht folgende Situation: eine Prüfung steht an und bereits Tage oder sogar Wochen vorher steigt die Aufregung und die Nervosität. Unmittelbar vor der Prüfung beginnen die Hände zu schwitzen, das Herz rast und ihr bekommt es mit der Angst zu tun. Eine Studie der IU Internationalen Hochschule zeigt, dass fast 9 von 10 Befragten bereits einmal in ihrem Leben Prüfungsangst hatten. Die meisten während der Schulzeit oder während des Studiums (rd. 64,7%). Bei fast der Hälfte der Befragten war diese Angst auch bei Bewerbungen oder in der Ausbildung vorhanden. Lediglich 13,2% gaben an,  noch nie Prüfungsangst gehabt zu haben [IU Internationale Hochschule (2022). Kurzstudie, Prüfungsangst, die Fakten, Erfurt]. Wie stark Prüfungsangst ausgeprägt ist, kann ganz unterschiedlich sein und nicht für alle Menschen ist eine Beeinträchtigung der Leistung damit verbunden. Prüfungsangst kann aber in den verschiedenen Ausprägungen Steine in den Weg legen, die Menschen bei einem erfolgreichen Schul- oder Studienabschluss, im Beruf oder in anderen Leistungsituationen beeinträchtigen kann. Auch emotional ist diese Angst sehr belastend, da häufig körperliche Symptome damit verknüpft sind. 

Was ist Prüfungsangst?

Prüfungsangst beschreibt eine Form von Angst, die in Situationen auftritt, in denen eine Bewertung der eigenen Leistung bevorsteht, etwa bei Prüfungen in der Schule oder im Studium, bei Vorträgen, beim Sport oder bei Bewerbungsgesprächen. Prüfungsangst ist keine eigenständige Diagnose im medizinischen Sinne, wird aber häufig als Sonderform der sozialen Angststörung eingeordnet. Leichte Nervosität, Erregtheit oder ein mildes Gefühl der Anpannung sind auch per se nicht negativ, da das Herz- Kreislaufsystem aktiviert wird, wir wacher werden und unsere Wahrnehmung geschärft wird. Zu einem Problem wird es, wenn die Anspannung über Hand nimmt, sie uns blockiert und wir die Kontrolle darüber verlieren. 

Im Kern handelt es sich bei Prüfungsangst meist um eine Angst vor negativer sozialer Bewertung. Die Betroffenen fürchten sich davor, zu versagen, sich zu blamieren, den Erwartungen anderer oder ihren eigenen Erwartungen nicht gerecht zu werden. Ein Versagen in einer Leistungssituation wird als „Angriff auf den Selbstwert erlebt, den es nach allen Möglichkeiten zu vermeiden gilt.“ Bei manchen kann es auch sein, dass negative Erlebnisse in vergangenen Prüfungssituationen die Angst verstärken, weil man sich ja bereits „bewiesen“ hat, dass man in einer Prüfunssituation schon einmal „versagt“ hat. Diese selbsterfüllende Prophezeiung kann in einen Teufelskreis münden, wenn das eigene Versagen bereits vorher prognostiziert und am Ende dann bestätigt wird. Es ist kein Blick mehr auf das Positive möglich und wir befinden uns komplett im Mangeldenken. Bei manchen Menschen kann die Angst so stark werden, dass sie die Leistungsfähigkeit massiv beeinträchtigt und weitere Prüfungssituationen tunlichst vermieden werden. Psychologisch betrachtet besteht Prüfungsangst aus zwei Hauptkomponenten:

1.) Kognitive Sorgen („Worry“): Gedanken wie „Ich werde versagen“ oder „Was, wenn ich einen Blackout habe?“

2.) Emotionale Erregung („Emotionality“): körperliche Symptome wie Herzklopfen, Zittern, Schwitzen oder Übelkeit

Diese Reaktionen sind Teil unseres Stresssystems, das ursprünglich dem Überleben diente. In der heutigen Welt und vor allem in Prüfungssituationen wirkt sich dies eher kontraproduktiv aus. Besonders problematisch wird es, wenn die Angst zu Vermeidungsverhalten führt: Betroffene schieben das Lernen auf, meiden Prüfungen oder brechen sogar Ausbildungen oder Studien ab.

Was hilft gegen Prüfungsangst?

Prüfungsangst ist gut bearbeitbar. In einem gezielten Coaching, einer psychosozialen Beratung oder einer Hypnose können Betroffene lernen, ihre Gedankenmuster zu erkennen und zu verändern, mit Stress umzugehen und ihre Selbstwirksamkeit zu stärken.

Hilfreiche Ansätze sind unter anderem:

1.) Mentales Training, Visualisierung & Hypnose

2.) Atem- und Entspannungstechniken

3.) Arbeit mit negativen Gedanken und Emotionen 

4.) Selbstwertarbeit und Ressourcenaktivierung

5.) Gute Vorbereitung, gutes Zeitmanagement und eine adäquate Lernstrategie

Ein professionelles Coaching kann hier gezielt ansetzen. Individuell, lösungsorientiert und auf Augenhöhe. Weil Prüfungsangst eben nicht für alle gleich ist und jeder seine eigene Geschichte mit dem Thema hat.

Fazit: Prüfungsangst ist keine Schwäche, sondern eine ernstzunehmende Belastung, die viele Menschen betrifft. Sie hat ihre Wurzeln in der Angst vor Bewertung und genau dort kann auch der Weg zur Lösung beginnen. Wer sich Unterstützung holt, kann lernen, mit der Angst umzugehen und wieder mit mehr Selbstvertrauen in Prüfungssituationen zu gehen.

Quellen:

Warnecke, I. (2018): Prüfungangst bewältigen, Wien/Köln/Weimar: utb.

Knigge-Illner, H. (2010): Prüfungangst besiegen, Wie Sie Hausforderungen souverän meistern, Frankfurt/New York: Campus Verlag

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